Zürich 11.11. 11:11
Der 11.11. in Zürich auf dem Hirschenplatz ist keine organisierte Veranstaltung der Arbeitsgruppe Züri-Carneval. Der Startschuss zur 5. Jahreszeit wird seit mehreren Jahrzehnten auf dem Hirschenplatz gefeiert und organisiert sich seit jeher selbst. |
Wenn es eine „Fasnachtsdisziplin“ gibt, auf die Zürich seit Jahrzehnten besonders
stolz sein kann, dann ist es der legendäre 11.11. in der Zürcher Innenstadt. Wenn
um elf Minuten nach elf Uhr – und keine Sekunde früher – ungezählte
Guggenmusiken aus allen Teilen des Kantons und der Schweiz im Beisein von
hunderten von ZuschauerInnen mit grossem Getöse die Fasnachtszeit eröffnen und
anschliessend bis in die tiefe Nacht hinein durch die rechtsufrige Altstadt ziehen,
dann geht in der Limmatstadt im wahrsten Sinne des Wortes der Punk und damit
eine der grösseren Zürcher Freiluft Partys ab
Zwar wird der Startschuss zur Fasnacht am 11. November an vielen Orten der
Schweiz und Deutschlands mit buntem Treiben gefeiert. Kaum aber so, wie in
Zürich. In den letzten Jahrzehnten ist Zürich an diesem Datum zu einem Mekka der
Fasnachtsbegeisterten aller Richtungen geworden. Wer Ende Jahr noch vor
Weihnachten einen fätzigen Abschied vom Alltag feiern möchte: Agenda raus und
diesen Termin dick eintragen. Und – man darf sich auch kostümieren und auf der
Strasse zu Guggen- und Steelbandklängen tanzen ist auch erlaubt und erwünscht.
11.11. – „Quadratur des Kreises“ in der verkehrten Fasnachtswelt
Auch der Brauch den Fasnachtsbeginn am 11. November zu feiern, hat –
erwartungs-gemäss – einen historischen Hintergrund. Dazu gibt es zahlreiche
Quellen. Hier eine interessante davon:
So wie die 40 Tage Fastenzeit auf Ostern, den Tag der Auferstehung Jesu Christi,
vorbereiten, so hielt man auch vor dem eigentlichen (früheren) Weihnachtstermin
(6. Januar) eine Fastenzeit ab, die wieder dem Beispiel Jesu folgend auf 40 Tage
und 40 Nächte festgelegt wurde. Bei der Zählung dieser Zeitspanne vom 6. Januar
an rückwärts liess man den Sonntag und dessen „Brudertag“, den Samstag, aus,
wohl um die Standhaftigkeit der Gläubigen nicht zu überfordern, und gelangte so
auf den 12. November als Anfangstag der Epiphanias-Fastenzeit. Den Vorabend
dieses Tages, an dem später das Gedächtnis des heiligen Martin von Tours gefeiert
wurde, bildete deshalb den Auftakt zur nachfolgenden Fastenzeit. Das Schlachten
und Essen der Martinsgänse hatte den gleichen Grund wie die üppigen Gelage der
Fas(t)nacht vor dem Aschermittwoch. Dass man den Martinstag somit als „kleine“
Fas(t)nacht bezeichnete, wurde wohl durch den Umstand begünstigt, dass er auf
den 11. Tag im 11. Monat fiel und die Zahl 11 die Zahl der Narren ist. Dass die
Fas(t)nacht am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt, ist daher als „Quadratur des Kreises“
in der „Verkehrten Welt“ (wie die Fas(t)nacht auch heisst) zu verstehen. Die beiden
„Fas(t)nachtszeiten“ vor der Adventszeit und vor der Fastenzeit haben sich mit der
Zeit zu einer, „verlängerten“ Fas(t)nachtszeit verschmolzen.
(aus „Über die Wurzeln der Fasnachtsbräuche“ von Florian Piller)